Jonas Gawinski

sechs uhr sechsundsechzig

 

heroinallee, illusorisch, in einem kuss verschwinden, mal sie friedlich, wenn du kannst


wenn es gedichte gibt, bin ich dann nicht ein großer schwarzer punkt.


ich glaube ich bin alles was ich nie gewollt habe


und gerade deshalb sagt mein es


muss ich mich lieben


ich bin verschwunden in einer einsamen frage, betrunken, ich überschweige meine skizzen mit saurer milch


immerhin lacht mir die frage meine sieben schatten weicher


germanisten, sadisten, abiturienten, scheinfreunde, beamte, bullen, sadisten, dichter, fister ihrer heiligen unzulänglichkeit, sadisten, zeugen jehovas, priester, sadisten, nazis, hohlen zuhörern, unmenschen, sadisten, scheinwesen, kokoschkagestalten,


maike, sara, ada


ihr habt mir dieses schild vors gedicht gehängt:


ALLE FLUCHTWEGE FREIHALTEN! vielleicht eine zigarette lang, vielleicht


würde der fluss mein schweigen leiser drehen, die sonne eine abgewrackte


zieharmonika, benzinpfützen, schwüler, trauriger sommerabend, gesiebt, sinnlos


geliebt, geliebt


gehasst zu werden: granulat, mein monolog, wozu pausche ich noch engel ab aus dem ewigen

 

vielleicht..


ein kraftwerk lahmgelegt, es bleibt ein fragliches blau, glasig, quecksilber


demonstrationen, bedürftig, betreutes wohnen, nass, ich habe ihre haare zurückgestrichen


abgetragenes mitleid. mnemosyne wacht auf, ich liege nicht mehr neben ihr und sie


sucht sich einen leser, eine


billige hure, ein ersatzich,


das es ihm besser besorgt als ich


heißer asphalt und stille und heulende wolken, ich beiße ins zitternde schwarz


ich bitte nicht um verzeihung. an der grenze zur heiligen unkenntlichkeit


die lockung des leeren


ALLE FLUCHTWEGE FREIHALTEN!


kondenswasser, das brüten dieser tage, eine morgenbrise, sonntag, weiße veranda, jazz


wo muddy waters heiser eine einsamkeit erfindet, durch die luft schwimmt, viel zu leicht


und süß DIE LOCKUNG DES LEEREN

 

junge, was hast du die ganze nacht gemacht?

 

gearbeitet.

 

deine komischen bilder gemalt? deine "gedichte" gemacht?

 

gearbeitet.

 

das führt doch zu nichts...

 

genau.


warum schreibst du?


weil es mich ins nichts führt.


über mir schwimmt ein unfertiges geheimnis


ich sein verboten. du sein verboten. wir sein erlaubt. aber ohne identitäten.


are you kidding?! DAMN MOTHERFUCKER; SON OF A B****


petry schwefelt dahin. ein verregnter sommer.


immernoch dasselbe nichtssagende gesicht im spiegel, augenringe, tränensäcke, krumme nase, nie wirklich gerichtet, die haare wie von pollock auf den bleichen schädel getuscht, leere augen, haben zu viel gesehen, zu jung zu alt


einige alte frauen sehen nachdenklich in die ferne


kanäle, parkanlagen, kontrollierte verzweiflung. konstruktiertes nachdenklichsein


meine muse kniet nieder, wischt mir das dunkle aber vom gesicht


und ich sehe in den wolkenlosen himmel ihrer augen


diese schwer ledierte schönheit, plattenbau, einsam kläffende köter, mülldeponien, ghettokinder, rechtschreibschwäche, nie gelernt


einfach sein zu dürfen


neunundfünfzig kilo, ein meter neunundsiebzig, guten tag das bin


morgens um vier uhr siebenunddreißig


wächst mutter müdigkeit aus dem boden als raureif, eine


große vision, vielleicht


stille post. tiefkühlpizza. irrtum, gerinnsel, reif, schäumt auf, zu wenig, zu wenig


keine zeile bleibt. der himmel ist jetzt schwärzer als mein auge


alte friseursalons, das licht als sekundenkleber und wolken und blonde haare und


es ist herbst. das muss ich mir immer wieder sagen. aber was mich übersetzt wird mich


nicht verstehen. das warten machte alles verwundbar, grau, säuerlich, ich


wollte niemals immer sagen


was niemand zu sagen wagt the only difference is, i got the balls to say


in front of you all, so you better shut off*


auf lyrikline, dieselben alten leiermänner


schubert würde weinen


alle fluchtwege freihalten. politik machen. dem unsagbaren einen hauch entlocken.


drüben hinterm dorfe steht eine dürre giacomettigestalt


das bin doch ich, das


war doch ich


in meinem strohhut ist nicht mal genug geld um mir ein adelskronen zu kaufen


gerade im angebot, die tägliche scheinerlösung, das sättigen der sucht, sucht, sucht, sucht, sucht, sucht, sucht, sucht, sucht, sucht ,sucht s,cucvbgf ,sisucht


suchtsuchtsucht, sucht,msdokdngfipwfasopäjwfQIPÄHJFsaop#jgsdaopäjegsadopjetgäkjnegsa


siebzehn cent


plus


fünfundzwanzig cent pfand


das sind zweiundvierzig cent


du hast mir schwarze wüsten eingeredet, jeder blick eine oase


das alte feuer, die junge asche


ich rede mit mir selbst. ich rede mit jemandem der mir sehr fremd ist.


ein mürrisches lied. ich müsste positiv sein, wie das lächeln der kollektenfrau,


so abgewrackt wie die erscheinung einer afroamerikanischen putzfrau bei burger king um drei uhr siebenundvierzig. ich müsste so unmenschlich sein dass ich beinahe menschlich bin.


ich müsste traurig sein, wie ein wolkenloser himmel über penemünde, so bedrohlich ruhig wie ein ungelenes gedicht. kein richtiges leben im richtigen. geföhnte landschaft, erinnerung.


ich wachte auf in einem erzwungenen grinsen. ich müsste unberührbar sein, wie eine stadt, die sich selbst vergisst. ich müsste ruiniert sein, wie die visage eines alten boxers. ich müsste die menschen lieben, die mich ausgelacht haben. ich müsste so sensibel sein, wie ein wodkareiner dezembermorgen. ich müsste der schwarze fluss sein in dem ich ertrinke. ich müsste über den rand schäumen. ACHTUNG HOCHWASSER!


ich bin so tot. ich bin toter als tot. ich bin am totesten von allen. ich bin der tod selbst. ich bin der tod für jede zeile. der tod der grammatik, syntax, semantik, ich


bin die große unberührbare antithese, in milliarden sprachen übersetzt, aber in keine einzige, die die schatten verstehen, die auf den heimlichen sommer am ende der zeile warten, sie


wollen länger werden, über die schwummrige grenze wachsen, sie fürchten sich nicht vor der nacht, sie


fürchten sich nicht mehr vor mir


aber die nacht wächst viel zu langsam nach, sie


will den schatten nicht wehtun. den leeren fabriken in denen schatten zu ideen geschmolzen wurden, but where have all the shadows gone, long time ago


einsam sein ist wie an einer kaputten spieluhr drehen


einsam sein ist wie der wunsch jemand sein zu können der man nie sein wird


einsam sein ist wie die frage jonas, wie konnetst du mir das antun?


einsam sein ist wie einen abschiedsbrief schreiben an niemand


einsam sein wie die bierflaschen zählen um


sechs uhr sechundsechzig

 

 

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