CORONAQUARANTÄNE? KEIN LYRIKLOCKDOWN! LYRIKFESTIVAL.DE PRÄSENTIERT
Die Bildungsmediathek NRW (bekannt als learn:line NRW ) bietet ein umfangreiches Angebot an Unterrichtsmaterialien und Medien, darunter auch einige Einträge zu den Suchbegriffen (ZEITGENÖSSISCHE) LYRIK, DICHTUNG, POESIE, PERFORMANCE, LITERATUR und LYRIKFESTIVAL:
Mehr digitale Lernmittel !
Pressemeldung 18.2.2021:
Liebe Nutzer, es gibt zwei praktische Möglichkeiten des Umgangs mit den LERN:LYRIK-Materialien: Entweder das PDF downloaden und die darin integrierten Direktlinks zu allen 9 SoundCloud-Tracks aktivieren, oder in die weiter unten angezeigte Unterrubrik der Dokumentation (PLAYLISTS) wechseln, wo alle Unterrichtsaufgaben über den jeweiligen SoundCloud-Tracks beschrieben sind, was besonders für die Nutzung via Handy taugt!
Doku von Teil 2: als UNTERSEITE mit Foto-Strecken & 4 ca. 30-minütigen Videos der kompletten Lesung!
Aisha Prigann & Marten Persiel: das Gedicht "The Flame" und didaktisches Presse-Material im FORUM (POESIESALON.DE)
"In unserer Kultur macht sich ohnehin ständig jeder Aufzeichnungen über alles mögliche, und es wird als wesentlich wichtiger angesehen, zu notieren was geschieht, als ein Ereignis zum Zeitpunkt seines Geschehens zu erleben. Diese Entwicklung frißt uns auf, weil es wichtiger geworden ist, die Buchhaltung in Ordnung zu halten, als das eigentliche Geschäft gut zu führen."
Alan Watts, in: Das Tao der Philosophie (1995)
Textbeispiele der Live-Lyriker finden sich in der Festival-Rubrik LYRIK. Weitere aktuelle DichterInnen finden sich im FORUM (Poesiesalon.de)
Roman Ploenes, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet in Köln und Leverkusen im Bereich künstlerischer Fotografie und digitaler Grafik. Ein Schwerpunktthema ist die Struktur und Formensprache des Wassers. Beeinflusst von den Gedanken des modernen Philosophen Vilém Flusser setzt der Künstler neben klassischer Fotografie und Fototechnik die digitale Grafik ein. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Seit 2000 zusätzlich Lektortätigkeit im Bereich Kunst- Religions- und Kulturwissenschaft.
Links: Kulturserver NRW & Fotoprojekt Freiburg & Atelier Ploenes
"Wenn aber das Publikum sich mit dem konkreten Universum identifizierte, dann hätte der Schriftsteller wahrlich über die menschliche Totalität zu schreiben. Nicht über den abstrakten Menschen
aller Zeiten und für einen zeitlosen Leser, sondern über jeden Menschen seiner Epoche und für seine Zeitgenossen. Plötzlich wäre die literarische Antinomie der lyrischen Subjektivität und der
objektiven Zeugenschaft überwunden. Demselben Abenteuer verpflichtet wie seine Leser und genau wie sie in eine einheitliche Gemeinschaft hineingestellt, würde der Schriftsteller, wenn er von
ihnen spricht, von sich selber sprechen und, wenn er von sich selber spricht, über sie sprechen. (...) wenn die Literatur sich eines Tages ihres Wesens erfreuen soll, dann wird der Schriftsteller
ohne Klasse, ohne Kollegen, ohne Salons, ohne großartige Ehrungen, ohne Würdelosigkeit in die Welt und unter die Menschen geworfen werden, (...) er wird wissen, daß ihm nicht die Anbetung des
Geistigen zukommt, sondern die Vergeistigung. Vergeistigung - das heißt: WIEDERINBESITZNAHME. Und es gibt nichts anderes zu vergeistigen und nichts anderes wieder in Besitz zu nehmen als diese
bunte und konkrete Welt ... Der Schriftsteller wird die Welt unverändert wieder in Besitz nehmen - ganz roh, schwitzend, stinkend, alltäglich, um sie auf der Grundlage einer Freiheit Freiheiten
darzubieten. (...) die Literatur ist, ihrem Wesen nach, die Subjektivität einer in permanenter Revolution befindlichen Gesellschaft. In einer solchen Gesellschaft würde sie den Widerspruch von
Wort und Tat überwinden. (...) In einer Gemeinschaft, die immer wieder zur Besinnung kommt, sich beurteilt und verwandelt, kann das geschriebene Werk eine wesentliche Voraussetzung zur Tat sein,
d.h. das Moment eines reflektiven Bewußtseins. So würde in einer nicht erstarrten Gesellschaft ohne Klassen und ohne Diktatur die Literatur ganz ihrer selbst bewußt werden: sie würde begreifen,
daß Form und Inhalt, daß Publikum und Stoff identisch sind, daß die formale Freiheit des Redens und die materielle Freiheit des Handelns sich gegenseitig ergänzen (...) Selbstverständlich handelt
es sich hier um eine Utopie: es ist möglich, eine solche Gesellschaft sich vorzustellen, aber wir verfügen praktisch über kein Mittel, sie zu verwirklichen."
Jean-Paul Sartre, 1950 in: WAS IST LITERATUR?
"Man könnte meinen, daß die Lebensbereiche es auch im Gedicht nötig haben, sich immer enger
zusammenzuschließen. Privates und Öffentliches überlagern sich derart, daß sie zu einem Agreement kommen müssen, ob sie wollen oder nicht. (...) Das 'öffentliche' Gedicht meint also Gesellschaft,
aber natürlich poetisch, nicht soziologisch. Es meint ihre Einrichtungen und ihre Korrumpierungen. Es setzt diese Massengesellschaft voraus, vor der ersten Gedichtzeile, und möchte die der
Sensibilität des einzelnen phantastisch und oft genug gespenstisch anmutenden Erscheinungsformen poetisch leibhaft werden lassen. Es tut das oft, ohne daß man ihm Stellungnahmen anmerken könnte.
Es registriert eher als es kommentiert. (...) Aussprache sei hier als nichts anderes denn ein kurzes Belichten von Dasein verstanden, eines Daseins, das stellvertretend für unzählige steht. Die
'Belichtung' bemüht sich darzulegen, daß der Tod des einzelnen, so gering sein Leben auch anzusehen ist, etwas eröffnet, was mehr ist als in der Ziffer einer Statistik festgehalten werden kann,
etwas, das nicht einzuordnen ist in abstrakte Zahlenkolonnen. Dieser winzige Rest, der nicht aufgeht, der ein Ärgernis oder ein Geheimnis bleibt, der jedenfalls unbequem ist
..."
Karl Krolow (11.3.1915-21.6.1999), 1960/61 in der 4.Vorlesung als
Gastdozent für Poetik an der Universität Frankfurt im Wintersemester: "DAS POLITISCHE ALS DAS ÖFFENTLICHE GEDICHT" (erschienen in: ASPEKTE ZEITGENÖSSISCHER DEUTSCHER LYRIK, 1963, LISTBücher 249)