"Hat Lyrik noch eine Funktion innerhalb der Realität unseres modernen Lebens? Wenn ja, welche? (...) Lyrik lädt uns ein zu der einfachsten und schwierigsten aller Begegnungen, der Begegnung mit uns selbst. (...) Daher ist die Selbstbegegnung des Lyrikers zugleich einmalig und Modell von Begegnung überhaupt: mit den andern, mit der Wirklichkeit. Unwiederbringlicher Augenblick, Zeit außer der Zeit. Im Gedicht ist er eingefroren, auftaubar. Wirklicher als die Wirklichkeit: ihr jeweils neu und anders realisierbarer Potentialis."
Hilde Domin, 1964 in: WOZU LYRIK HEUTE? LYRIK UND GESELLSCHAFT
"Gegen die Wiederkehr der Formen sind inzwischen Bedenken erhoben worden: gegen die (inzwischen sichtbaren) Gefahren der Konvention, gegen einen neuen Akademismus."
Harald Hartung, 1985 in: DEUTSCHE LYRIK SEIT 1965