Angelika Janz

nenn es urbanal

 

stadtlicht, es riecht nach bewegung, zusammen gehaltens

wünschen aus allen sinnen, über schwellen zu brücken,

verbaut verwachsen, krümmungen steilungen, weile an weile

gerückt, aus fenstern fällt schwer sickert strömt flutet

 

treppengelächter, ein geländer lädt auf, halte ich händen mein wort,

aufwärts schwellen gesichter, hangeln hinauf in ein lächeln.

und wieder: hocken selbstverschlungen doch zum anderen schulternah,

lachen stößt lachen, worte prellen dich zwischen worte –

und abends hört man hier lachen schön heimlich...

 

wortschwaden über stuhltischfeldern, entlanghörend kreuzt ein  einziges

meine sinne – hinübergelangt hab ich, herausspannen sich zum teil,

aber bald schon wärm ich mich unter dem himmel der dächer,

in blicknetze gehüllt, und wir wohnen hierweil bis die kühle uns dichtet

 

eintreten stülpt sich dir über, jetzt noch redest du endwörter zum anfang,

deine ecke spreizt dich du paßt, auf der stelle  entwindet sich ding dann für ding

unter dem ausgriff, spät sagst du das sichere nicht, andere kümmern sich ihrer orte

auf dich, ihr werft die mitten zusammen die sichtbaren festen bestände,

fällt von dort aus das lot auf das fenster, hinein dringt oft draußen hört niemand zuende

 

1972

 

 

Angelika Janz

einmal woanders

 

auf euren blickbahnen rasend

voran.

hier sitzt man

zu vielen

ein ereignis

zuende, hier geht man,

wann immer, getrennt

ins vorbereitete

perfekt

zurück

 

1974

 

 


Angelika Janz

Die Ketten

 

Ich hing an ihnen und sie an mir.

Kinderklimpern,

strahlende, ungleiche Reihung.

Über Uniform und Badewasser

vergaß ich nie

meine Ketten über der Brust.

Wo sie, irgendwo,

im notwendigen Kreisen

am Körper begannen,

begannen zu sein mit ihren einfältigen Elementen

von Blüten-Flügel-Hügelformen

und als Schriftbild in Schönheit endeten.

 

Da war die Mitte zu Ende,

geborgen ein Atmenkönnen

in Verschwendung.

Der Verschwendung Inbild:

Fremdverbindliches Tanzen über dem

nichtwissenden, wachsenden Leib.

 

1981

 


Angelika Janz, geb. 1952 in Düsseldorf, lebt seit 1991 in Vorpommern. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte, Philosophie in Essen und Bochum. Bis 2008 Museumspädagogin am Museum Folkwang. 1991 Übersiedlung nach Vorpommern. Seitdem Organisation zahlreicher Festivals, Einrichtung von Jugendclubs, Kunst-und Hörspielwerkstätten und 2005 Gründung der KinderAkademie im ländlichen Raum. Einzelpublikationen zuletzt: 2013 tEXt bILd, Fragmentgedichte und poetologische Texte, Hg. Michael Gratz, Freiraum-Verlag Greifswald; 2014 Traue dem Wechsel, Vorsatz Verlag Dortmund; 2015 Draußen ging das Leben weiter, aber die Filme rissen ein, Kulturstiftung Rügen, Orangerie Putbus. Preise u.a: In den 80/90er Jahren div. Preise/Stipendien für Bild- und Wortsprache, u.a. 1.Preis für Experimentelle Literatur der Stadt Düsseldorf 1981 (Heinetage), Arbeitsstipendien des Landes NRW, MV und des Dt. Literaturfonds mit Arbeitsaufenthalten in Berlin und Paris, 6.Nahbellpreis 2005, zuletzt 2008 ZeitZeichen, Deutscher Lokaler Nachhaltigkeitspreis der Deutschen Umwelthilfe, und Auszeichnungen zur Soziokulturellen Arbeit im ländlichen Raum.