Rezensionen über DER DIGITALPOET

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Rezension aus Deutschland vom 4. April 2020

 
Ich besitze beide Bücher, aus denen diese "BEST OF" Zusammenstellung stammt, und finde die Auswahl aus poesiepädagogischer Sicht sehr gelungen, weil sie dem Schüler eine abwechslungsreiche Unterhaltung und Auseinandersetzung mit der Gattung "visuelle Poesie" in ihrer zeitgemäßen Umsetzung mithilfe einer App erlaubt: von verspielt (Stilblüte ALS Blüte) und verträumt (Schnee als Landschaftsbildwort, genial einfach und stimmungsvoll wie eine Zen-Kalligrafie) bis zu philosophisch (geboren/geborgen) und sogar geradezu spirituell (z.B. das Ich im Nichts als Blume oder der Moment im Movement) - auch Sprachkritik (komplex/kompliziert/komplementär rund um das Om) und Kritik am Literaturbetrieb (in einer Akkumulation aus Preisen & Prestige bzw ausgebucht/ausgebuht) sind beispielhaft vertreten. Mein persönlicher Favorit, also im Sinne eines "very" best of, ist das Wortspiel Groschen/abgedroschen, bei dem die Buchstaben sinnbildlich fallen. Und sehr spitzfindig politisch die Schreibweise von eLiteratur als ELITE-ratur, obwohl das Ebook in Coronazeiten bestimmt zum allgemeinen Volksmedium avanciert. Ob solch ein charmantes, poetisches (und schülerfreundlich kostengünstiges!) Büchlein Eingang in den schulischen Lehrstoff "zeitgenössische" oder "experimentelle" Lyrik findet, wird sich zeigen; denn leider fehlt es in vielen (jedenfalls deutschen) Schulen an aufgeweckten Lehrern, die über den Tellerrand "etablierter" Bestseller schauen. Es wäre wünschenswert, wenn Schulministerien den Literaturvermittlern auch Geheimtipps aus der freien Lyrikszene empfehlen würden. Vielleicht hat der Digitalpoet ja in seiner Heimat (Österreich) etwas mehr Glück, als es im Goethe/Heine/Hesse/Hölderlin-verliebten Deutschland zu erwarten ist. Ich jedenfalls hätte mir als Schüler derart avantgardistische Lektüre gewünscht, aber damals hatten wir den Luxus von Handys mit Apps für Ebooks noch nicht...