1) LERN:LYRIK zu "ICH UND MEIN GEHIRN" von RoN Schmidt

Die Wahrnehmung bzw. das Bewusstsein als psychologisches/philosophisches Thema ist dank Neurobiologie und KI-Forschung schwer im Trend...
A) Welche Dichter schrieben in früheren Epochen weltanschauliche Lyrik bzw. so genannte "Weltlyrik"?
B) Warum erzeugen Reime das trügerische Gefühl, ein Gedicht sei leicht zu verstehen?
C) Wenn ein Dichter "ich" schreibt, meint er sich dann "biografisch" selbst oder spricht nur sein so genanntes "lyrisches Ich"?
D) Schreib selber ein wissenschaftliches Ich-Gedicht mit (halben) Kreuzreimen oder Paarreimen über Dein Lieblingsthema. Kannst Du dabei sachlich, neutral, kritisch bleiben (wie ein Wissenschaftler?) oder neigst Du dazu, einzelne Facetten ideologisch zu überhöhen?

2) LERN:LYRIK zu "LÄCHERLICH" von Clemens Schittko

Ironie und bitterster Sarkasmus sind als Stilmittel für politisches Kabarett üblich...
A) Findet der Dichter die aufgezählten Beispiele wirklich lächerlich? Oder wozu dient diese maßlose Übertreibung?
B) Warum trägt er sein Gedicht so "trocken" ernsthaft vor? Könnte er es auch schreien?
C) Was findet der Dichter NICHT lächerlich? Aber warum? Wie überzeugt er den Leser?
D) Schreib ein Gedicht, in dem Du ebenfalls ALLES benennst, was der Dichter erwähnt, aber erzähl, warum all das NICHT lächerlich ist. Versuch Deine Argumente als "lyrisches Ich" vor der Klasse vorzutragen, also mit einem persönlichen Abstand und noch ernster/trockener als der Dichter!

3) LERN:LYRIK zu "ALLE MENSCHEN" von Harald 'Sack' Ziegler

Die Vergänglichkeit war schon immer eines der großen Hauptthemen in der Lyrik...
A) An welche anderen Themen ist Vergänglichkeit in der Lyrik oft gekoppelt?
B) In welcher Lyriktradition wurden Musik und Gesang anfänglich eingesetzt?
C) Was bezwecken rituelle & humoristische Lyrik-Techniken bei existenziellen Themen?
D) Schreib selber über ein tiefsinniges Thema ein dadaistisches Gedicht, das trotz des Klamauks nachdenklich stimmt. Kannst Du dem Thema trotz krassem Humor Respekt und Würde verleihen, so dass es einen Leser berührt, ohne seine Gefühle zu verletzen?

4) LERN:LYRIK zu "DÜSSELDORF-GEDICHT" von Alexander Nitsche

Ultrakurzgedichte benötigen nur 2 Wörter (siehe Angelika Janz), aber 3 tun's auch...
A) Warum ist das Gedicht nicht davon abhängig, dass sich die Wörter reimen, um als Gedicht zu gelten?
B) Was hat das Gedicht tatsächlich mit Düsseldorf zu tun? Ein Interpretationsversuch, bitte!
C) Glaubst Du, der Dichter meint das Gedicht ernst, nur weil er beim Sprechen "seriös" klingt?
D) Schreib ein Stadtgedicht aus 3 Wörtern, die atmosphärisch zur gewählten Stadt passen!

5) LERN:LYRIK zu "THE SOLIPSIST" von Maroula Blades

Solipsismus ist eine Erkenntnislehre, die bezweifelt, dass es die Außenwelt überhaupt gibt...
A) Lässt sich Dichtern allgemein vorwerfen, dass sie zu ichbezogen, ja Egozentriker sind? Welche Stimmung vermittelt Dir das Gedicht darüber?
B) Was bezweckt die Dichterin mit ihren Gesangseinlagen, wie wirken die langgezogenen Wörter auf Dich: suggestiv - oder gar schamanisch?
C) Was für eine Rolle spielt der Soundteppich in ihrer Performance? Wäre das Gedicht OHNE Musik KEINE gute Literatur? Oder würdest Du es lieber leise lesen als es so zu hören?
D) Recherchier die Begriffe "Frauenliteratur", "Feministische Literatur" und "Quotenfrauen". Schreib dann ein Gedicht über die Bedeutung von Frauen im Literaturbetrieb, indem Du Partei ergreifst FÜR die Frauen: welche Argumente findest Du einleuchtend?

6) LERN:LYRIK zu "DIESES GEDICHT" von Kai Pohl

Metapoetologische Gedichte thematisieren den Akt des Dichtens, die eigene Gattung oder sogar sich selbst...
A) Warum hat der Dichter sein Gedicht so betitelt? Wie viele Erklärungen findest Du dafür?
B) Recherchier den Begriff "Antilyrik" und beschreib, inwiefern das Gedicht überhaupt ein Gedicht IST.
C) Wieso ist das Gedicht nicht wirklich inhaltslos, obwohl es das von sich behauptet?
D) Schreib ein Gedicht, dass tatsächlich KEIN Gedicht ist und KEINEN Inhalt hat. Funktioniert das überhaupt?

7) LERN:LYRIK zu "TOUR DE FRANCE: FINISTÈRE" von Stan Lafleur

Sportgedichte bringen den Leser gleich doppelt ins Schwitzen: körperlich & intellektuell...
A) Finde heraus, welche beiden historischen Kontexte dazu führten, dass sich das Gedicht für a) die Stadt Düsseldorf im Jahre 2017 und b) den Tag des Festivals vorzüglich eignete.
B) Worin unterscheiden sich inhaltlich die phonetisch ähnlichen Begriffe "racing stars", "rising stars" und "Radstars" und warum verwendet sie der Dichter in dieser Reihenfolge?
C) Was will uns der Dichter sagen und warum verstärkt (oder schwächt) sich die Aussage des Gedichtes durch die monoton-expressive Art des Vortrags?
D) Schreib ein Gedicht über eine Sportart oder einen speziellen Sportevent so, dass einerseits nur "gebildete Fachkreise" verstehen, wovon es im Detail handelt, als auch jeder "nicht eingeweihte Leser" die Intensität des Szenarios des gewählten Sports spüren kann.

8) LERN:LYRIK zu "WASDERSPENSTIG, WODERSPENSTIG" von Thomas Havlik

Experimentelle Gedichte können dadastisch, surreal, visuell, konkret oder "einfach nur" extrem wortakrobatisch sein...
A) Wie erzeugt der Performer trotz der vielen Neologismen das Gefühl, sein Gedicht zu verstehen?
B) Mündet der stimmakrobatische Spannungsbogen in einen deduktiv logischen, klaren Sachverhalt?
C) In welchem Zusammenhang bzw. Kontrast steht der "interpretationsmüde" Anfang zum finalen "Foto..., das dir so ähnlich sieht"?
D) Mach eine meditative Übung: Hör auf, willentlich kontrolliert zu denken, und lass die Wortgebilde (oder nur Silben oder Gebrabbel!) von alleine frei fließen, so wie sie Dir durch den Kopf schießen. Schreib alles mit Zeilenumbrüchen auf, so dass es "wie" ein Gedicht ausschaut, und trag es den Mitschülern in einem bedeutungsschwangeren Ton vor. Hast Du nun ein Stück moderne Weltliteratur produziert oder eher eine Art "Hurz" (vgl. Harpe Kerkeling)?

9) LERN:LYRIK zu "GEBRAUCHSANWEISUNG ZUM AUSHALTEN DER WELT" von Kersten Flenter

Prosagedichte sind erzählerischer, enthalten auch vollständige Sätze...
A) Warum könnte der Dichter mit solch einem Text & Vortragsstil auf einem Poetry Slam eher (nicht) gewinnen als die anderen hier besprochenen Lyriker?
B) Führt das richtige Mischungsverhältnis aus radikaler Gesellschaftskritik und pathetischem Kitsch zu Gänsehaut?
C) Vergleich das Gedicht mit Beispielen aus der "Beatliteratur", der "Engagierten Literatur" und der "Socialbeat-Literatur": welche stilistischen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten findest Du?
D) Wende Punkt B als Methode für ein eigenes prosaisches Gedicht mit maximalem Gänsehautfaktor an!